Das wichtigste vorweg: Den „richtigen“ Rechnungslegungsstandard gibt es nicht. Jedes Unternehmen muss für sich festlegen, basierend auf den Bedürfnissen der jeweiligen Anspruchsgruppen, welcher Standard für sie der richtige ist. Da die Regelwerke jedoch teilweise sehr komplex aufgebaut sind, entsteht bei deren Evaluation meist ein Problem.
Bei Vergleichen wurde festgestellt, dass der Schweizer Mindeststandard für die Rechnungslegung (im OR geregelt), aufgrund der relativ simplen Handhabung und dem geringen Aufwand, besonders für kleinere Unternehmen (< 50 MA), deren Finanzierung aus eigenen Mitteln erfolgt und die sich im privaten oder halbprivaten Besitz befinden, besonders geeignet ist. Das neue Rechnungslegungsrecht nähert sich zwar dem Swiss GAAP FER in gewissen Bereichen an, jedoch überwiegt die juristische und steuerliche Sichtweise über die betriebswirtschaftliche Sichtweise noch immer.
Obwohl sich Swiss GAAP FER und IFRS in ihren Grundsätzen sehr ähnlich sind, zeigen sich bei näherer Betrachtung erhebliche Unterschiede. Besonders die Komplexität in der Auslegung der einzelnen Standards macht es für kleine und mittegrosse Unternehmen schwierig und vor allem sehr teuer, den IFRS anzuwenden. Aber auch immer mehr grössere Unternehmen ziehen einen Wechsel zum wesentlich benutzerfreundlicheren Swiss GAAP FER vor (siehe Swatch Groupe). Der Wechsel kann jedoch einen internationalen Reputationsverlust der jeweiligen Unternehmen mit sich ziehen, besonders bei Ratingagenturen und internationalen Kapitalgebern.
Mit Blick auf die Praxis werden zukünftig wohl noch viele mittelgrosse Unternehmen vom Mindeststandard zu Swiss GAAP FER wechseln, da der Aufwand zur Erstellung der Jahresrechnung keinen grossen Unterschied mehr ausmacht, aber die Aussagekraft deutlich zunimmt. Wie bereits erwähnt, werden auch grössere Unternehmen vom IFRS zu Swiss GAAP FER wechseln, was sicherlich zu einer Anpassung der Standards im Swiss GAAP FER führen wird.